Sein Wirken

"Gestern am Werk und in Ehren, als Beispiel genannt, allzeit im Dienst der Kirche und Unseres Herrn Jesus Christus, ist Erzbischof Lefebvre heute geächtet und verfolgt. Trotz der Finsternisse, welche auf der Welt und besonders auf der Kirche lasten, fährt er selbst in den dunkelsten Stunden fort, die Kirche zu erbauen."

1934 wird Marcel Lefebvre mit 29 Jahren Leiter des Priesterseminars von Libreville in Gabun (s. Foto; Bild-Quelle: Priesterbruderschaft St. Pius X. Generalhaus). Seminaristen auf das Priestertum vorzubereiten, das wird - und bleibt für immer - das wichtigste Anliegen seines Lebens.

Marcel Lefebvre arbeitet gleichzeitig auch als Missionar im Busch. Um die Menschen besser zu erreichen, erlernt er ihre Sprache, das "Fang". Diese Form der Verständigung hat er auch nach 40 Jahren nicht vergessen, als er nach Gabun zurückkehrt. Die Mission in Gabun wächst von 35.000 Katholiken im Jahr 1933 auf 105.000 Katholiken im Jahr 1945.

Marcel Lefebvre entfaltet eine außerordentliche Aktivität. Bis 1959 trifft er den Papst mindestens einmal pro Jahr und hat Anteil an der Ernennung von 36 Bischöfen. Auf Lefebvres Anregung hin schreibt Pius XII zugunsten der Missionen und der Missionsberufe die Missionsenzyklika "Fidei donum".

Nach dem Tod von Pius XII. im Jahr 1958 ändert sich alles sehr rasch. Johannes XXIII. verlangt, dass Erzbischof Lefebvre zwischen seinen beiden Funktionen als Apostolischer Delegat und Erzbischof von Dakar wählt. Mgr. Lefebvre entscheidet sich, Erzbischof von Dakar zu bleiben. Zum Ausgleich ernennt ihn Papst Johannes XXIII. zum Päpstlichen Thronassistenten. Am 23. Januar 1962 tritt Mgr. Lefebvre das Erzbistum Dakar an seinen ehemaligen Schüler, den einheimischen Bischof Thiandoum, ab.  Zu diesem Zeitpunkt hat Mgr. Lefebvre neben der bereits bestehenden Bischofskonferenz von Madagaskar drei weitere errichtet und 21 neue Bistümer geschaffen. Im selben Jahr wird er zum neuen Generaloberen der Kongregation "Väter vom Heiligen Geist" auf zwölf Jahre gewählt.

Am 9. September 1968 tritt Marcel Lefebvre vom Amt des Generaloberen zurück. Er möchte durch eine Beteiligung an geforderten Reformen nicht an der Zerstörung seiner Gemeinschaft mitwirken und findet Asyl bei Schwestern in Rom. Bis 1972 bleibt er Konsultor bei der Kongregation de Propaganda Fide.

In Rom fleht ihn eine Gruppe von Seminaristen des Französischen Seminars an, ihre Berufungen vor dem mit dem Konzil entfesselten Sturm des Aggiornamento zu schützen.

Lebhaft ermuntert von Bischof Charriere, dem Bischof von Lausanne, Genf und Fribourg, gründet Erzbischof Lefebvre am 6. Juni 1969 in Freiburg/Schweiz ein Priesterausbildungshaus. Am 1. November 1970 unterzeichnet Bischof Charriere das Errichtungsdekret der Priesterbruderschaft St. Pius X., die seither ein Werk der Kirche ist. Am 18. Februar 1971 sendet Kardinal Wright, der Präfekt der Kleruskongregation in Rom, ein lobendes Ermutigungsschreiben. Am 6. Juni 1971 segnet Erzbischof Lefebvre den Grundstein des ersten Seminargebäudes in Ecône/Kanton Wallis. Am 10. Juni 1971 teilt Erzbischof Lefebvre seinen Seminaristen die Zurückweisung des neuen Ordo Missae mit: "Ich ahnte wohl, dass uns dies früher oder später Schwierigkeiten mit Rom zuziehen würde, aber ich konnte mir im Gewissen die neue Messe nicht zu eigen machen."

Am 11. November 1974 treffen zwei von Rom beauftragte Visitatoren in Ecône ein und benehmen sich derart skandalös, dass dieser Auftritt bis heute lebhaft in Erinnerung geblieben ist. Erzbischof Lefebvre schrieb daraufhin am 21. November 1974 seine später als "Bischöfliches Manifest" berühmt gewordene Erklärung.

Veranstaltungen mit Erzbischof Lefebvre sind immer große Erfolge. In Deutschland spricht Lefebvre bei Großveranstaltungen am 27.06.1981 bei Priesterweihen in Zaitzkofen vor über 4.000 Besuchern, in der Olympiahalle in München am 14.05.1983 vor 5.000 Teilnehmern und in den IBO Hallen in Friedrichshafen am 29.04.1990 vor 10.000 Teilnehmern.  Zum Goldenen Priesterjubiläum am 23.09.1979 reisen 20.000 Gläubige und zum 60jährigen Priesterjubiläum am 19.11.1989 rund 23.000 Gläubige nach Paris.

Die Presse macht Erzbischof Lefebvre in der ganzen Welt bekannt. Seither reißen die Berufungen aus allen Völkern und Sprachen nicht ab. Neue Priesterseminare müssen gegründet werden, so in den USA, in Zaitzkofen/Deutschland, in Argentinien, Frankreich und in Australien. Menschen aus aller Welt, allein oder organisiert in Gruppen, bitten Erzbischof Lefebvre um seinen Besuch und um Priester. Rom forderte von ihm jahrelang dasselbe: Die Neue Messe anzunehmen und dem Konzil beizustimmen. Erst am 07. Juli 2007 erklärte Papst Benedikt in seinem Motu Proprio „Summorum pontificum“, dass es erlaubt ist, die Messe im „außerordentlichen Ritus“ zu feiern, und er stellte fest, dass diese Form der Messe nie verboten war. Damit ist der Einsatz Erzbischof Lefebvres für die „alte Messe“ gerechtfertigt.